Papa, woher kommt der Wind?
Habt ihr schonmal ein Bilderbuch gelesen, zu dem es noch keine Bilder gibt? Die Geschichte vom Wind hab ich mal an einem Herbstnachmittag an der Bar in der Schaubühne Lindenfels aufgeschrieben. Ich war ziemlich schnell überzeugt, dass sie ein gutes Bilderbuch abgeben würde. Aber bisher hab ich noch niemand gefunden, um dazu die richtige Bilder zu machen. Deshalb kannst du die Geschichte bisher nur lesen. Die Bilder musst du dir im Kopf selbst machen. Eigentlich gar keine so schlechte Art, ein Bilderbuch anzuschauen …
Papa, woher kommt der Wind?
Seite 1, rechts
Bild: Draußen auf dem Feld. Ein starker Wind weht. Ein kleiner Junge auf dem Dreirad schaut seinem vom Wind entführten Papierdrachen hinterher.
Der Wind ist ein frecher Dieb mit flinken Beinen.
Hinterherlaufen nützt dir nichts. Dann hüpft er über die Baumwipfel und lacht dich aus.
Aber wenn du herausfindest, wo er wohnt, dann könntest an seine Tür klopfen und mit ihm schimpfen. Oder du erzählst seinen Eltern, wie frech er war. Dann gibt er dir vielleicht dein Spielzeug zurück.
Seite 2 und 3
Bild: Der Drachen fliegt hoch über den Apfelbaum. Unter dem Apfelbaum liegt Papa mit dem Strohhut auf dem Gesicht. Am Horizont beginnt der wilde Wald. Dort hin zeigt Papa mit der Hand.
„Papa? Woher kommt der Wind?“
„Der Wind? Der kommt von dort.“
Seite 4 und 5
Bild: Der Junge radelt auf dem Dreirad über die Hügel zum Wald. Apfelbaum und Papa hat er weit in der Ferne hinter sich gelassen. Durch die Baumkronen fährt der Wind. Hinter einem Busch sitzt ein Fuchs und rüttelt an den dürren Stämmen.
Dort ist der wilde Wald,
wo es raschelt und rauscht.
„Bist du der Wind?“
„Nein. Ich rausche und raschle.
Ich necke und erschrecke.
Und jeden Sonntag klaue ich im Dorf ein Hühnchen.
Seite 6 und 7
Der Fuchs schiebt das Dreirad einen steilen Hügel hinauf und zeigt nach vorn. Auf der anderen Seite liegt das Meer.
Aber der Wind?
Der kommt von dort.“
Seite 8 und 9
Der Fuchs winkt dem Jungen hinterher. Im flachen Wasser sitzt ein dickes Seeungeheuer im Meer und spielt mit einem Spielzeugboot. Der Junge paddelt in einer Tonne auf das Seeungeheuer zu, das Dreirad zieht er in einem Schwimmring hinterher. Im Hintergrund geht ein Dampfer unter und die Leute paddeln auf allen möglichen witzigen Gegenständen davon.
Dort ist das weite Meer,
wo es pustet und prustet.
„Bist du der Wind?“
„Nein. Ich puste und pruste.
Ich tobe und woge!
Und hin und wieder versenke ich auch einen Dampfer.
Seite 10 und 11
Auf der anderen Seite des großen, weiten Meeres liegt eine fremde Stadt. Darauf zeigt das Seeungeheuer.
Aber der Wind?
Der kommt von dort.“
Seite 12 und 13
Auf dem Rücken des Ungeheuers fährt der Junge mit dem Dreirad über weite Meer zur fremden Stadt. Dort liegt im Hafen ein Dampfer, zu dem das Ungeheuer mit seiner Flosse eine Brücke für das Dreirad baut. Im Hintergrund gibt es kleine Szenen, in denen getutet und getrötet wird. Autos an der Kreuzung, Leute mit einem Radio und eine Band mit Posaune und Tuba.
Dort ist die große Stadt,
wo es tutet und trötet.
„Bist du der Wind?“
„Nein. Ich tute und tröte,
ich fahre das Meer hinauf
und dann wieder hinunter,
und gebe dabei gut Acht auf das Seeungeheuer.
Seite 14 und 15
Eine alte Seekarte mit dem Wind als pausbäckiger Riese. Eine gepunktete Linie führt von der großen Stadt bis auf die andere Seite der Welt nach Grönland.
Aber der Wind? Der kommt von dort.“
Seite 16 und 17
Eine verschneite Poststation an einer eisigen Küste. Der Dampfer legt an einem Holzsteg an. Hinter der Poststation steht ein Postflugzeug. Ein Sack mit Briefen steht daneben.
Dort steht das Postamt von Grönland,
wo es saust und braust.
Seite 18 und 19
In der Pilotenkanzel sitzt der Luftpostbote. Ein Brief flattert aus dem Sack heraus. Der Junge mit dem Dreirad sitzt hinter ihm und hat eine schicke Pilotenbrille auf.
„Bist du der Wind?“
„Nein. Ich sause und brause
hoch über den Wolken.
Ich kenne alle Länder, Städte und Dörfer
und bringe jeden Brief sicher ans Ziel.
Seite 20 und 21
Der Sturm tobt. Mit einer Hand fängt der Luftpostbote den Brief auf, der gerade wegflattern will. Unten in der Ferne ist eine Wiese mit einem Baum zu erkennen.
Aber der Wind? Der kommt von dort.“
Seite 22 und 23
Das Postflugzeug landet auf einer grünen Wiese. Dort schläft Papa immer noch unter dem Apfelbaum. Im Baum hängt der Drachen. Die Schnur hält Papa in der Hand.
So vergeht ein langer Sommertag.
Und wir wissen immer noch nicht, wo eigentlich der Wind herkommt.
Aber zum Glück hat sich Papa um alles gekümmert.
Seite 24, links
Hand in Hand gehen Papa und Sohn nach Hause. Das Dreirad trägt Papa in der Hand. Der Sohn zieht den flatternden Drachen hinter sich her. Ein Herbstblatt weht über das letzte Bild.
Und der freche Dieb?
Der weht immer noch, wo er will.
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